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HIER FINDET IHR AKTUELLE INTERVIEWS MIT ALPHAVILLE. VIEL SPASS BEIM LESEN.


 

NACHWUCHSREPORTERIN NICOLA BECKERS (VON DER "AUGSBURGER ALLGEMEINEN ZEITUNG") FÜHRTE DIESES INTERVIEW MIT MARIAN AM 29.07.2006 VOR DEM AUFTRITT BEIM RT.1-SOMMERFEST IN AUGSBURG.

 

 

> Hallo Marian, schön, dass du dir Zeit für unser Gespräch nimmst.

 

 

 

> 1. Du trittst jetzt gleich beim RT 1 Sommerfest vor  8000 Leuten auf. Bist du nach 22 Jahren Musikgeschäft immer noch aufgeregt, bevor du auf die Bühne gehst?

 

Ja,  irgendwie schon, weil es jedes Mal eine andere Herausforderung ist. Du versuchst die ganze Zeit über, die Kontrolle zu behalten. Es entstehen immer wieder neue Situationen  bei der Interaktion mit dem Publikum und wenn du mit einer Band spielst, auf musikalischer Ebene. Das ist einfach spannend und deshalb hast du schon Adrenalin in dir, wenn du auf die Bühne gehst. Es wäre fast unprofessionell, wenn das nicht so wäre – dann sollte man besser aufhören.

 

 

 

> 2. Wie sahen die letzten Jahre aus, es war ja recht still um Alphaville?

 

In den normalen Medien ist es schon seit längerer Zeit ziemlich still. Das liegt einfach daran, dass wir in den regulären Medien seit etwa 1997/1998 nicht mehr so richtig vorkommen. Wir haben in 2000 einen Live-Tonträger veröffentlicht, der auch ganz gut gelaufen ist. Aber wir hatten keine Top 20/ Top 40-Hits in den letzten 6 – 7 Jahren und da findest du dann einfach in den Medien nicht mehr statt. Wir sind in dieser  Zeit aufs Internet ausgewichen und haben unsere Sachen da weiterentwickelt. In 2001 haben wir angefangen mit dem Projekt Crazy Show, bei dem wir Musik, die in der Entwicklungsphase war, ins Netz gestellt haben. Man konnte sich das auf unserer Website kostenlos runterladen und mitverfolgen, wie ein Album in allen Produktionsphasen so nach und nach entsteht. Das fertige Produkt haben wir dann anschließend auch als Crazy Show herausgegeben und verkauft. Das ist allerdings in den normalen Charts nicht aufgetaucht.

 

 

 

> 3. Mit Dreamscapes habt ihr 1999 auf 8 CD´s eure Arbeit aus den 20 Jahren zusammengefasst. Welche Alphaville Songs sind deine persönlichen Favoriten?

 

Das ändert sich. Was mir immer großen Spaß macht, ist „Carry your Flag“, das ist ein langsames Stück, das wir heute Abend auch spielen werden. Die anderen Nummern sind aber auch große Klasse. Es ist auch ein Unterschied, was ich gern höre und was ich gern spiele. Das muss nicht immer das Gleiche sein.

 

 

 

> 4. Wie entstehen deine Songs, was inspiriert dich?  Hast du erst ein Thema/einen Text oder eine Melodie im Kopf?

 

Das ist wirklich bei jedem Song anders. Ich bin nicht so ein strukturierter Arbeiter, der mit einer bestimmten immer gleichen Strategie an die Songs herangeht. Es hängt immer davon ab, was für eine Art von Eingebung du gerade hast. Ob du etwas in der Zeitung liest, eine Melodielinie hast oder ein Textfragment. Die Muse küsst dich – und du gehst ins Studio.

 

 

 

> 5. Du hast mal gesagt, der 80er Revival geht dir auf den Wecker. Da liegen aber die Wurzeln eurer Musik. Worin unterscheidet sich eure Musik  heute von der, die ihr vor 22 Jahren gemacht habt?

 

Ich verleugne keineswegs meine Wurzeln. Es ist nur so, dass mir jede Art von Revival auf den Keks geht. Das ist ein Mumientanz bei dem die Leute noch mal auf die Bühne kommen um sich mit ihren alten Hits ein paar „Märkerchen“ zu verdienen. Ich finde das erbarmungswürdig. Ich möchte ungern in eine gleiche Kiste mit so etwas geworfen werden, weil wir über die ganzen Jahrzehnte hinweg kontinuierlich Alben veröffentlicht haben und das auch weiterhin tun werden. Wir arbeiten weiterhin kontinuierlich an unserer Musik. Was an unserer Musik heute anders ist, kann man schlecht erklären, das kann man nur hören. Aber das etwas anders ist, ist für mich sehr beruhigend,  sonst wären die letzten 22 Jahre Stillstand gewesen und das fände ich ziemlich schrecklich. Jedes Album ist für mich ein neues Territorium und ich wünsche mir, dass ich immer wieder neue Dinge erfahre. Es ist ein Wechselspiel zwischen mir und der Musik, die ich mache.

 

 

 

> 6. Einige Stücke der „Crazyshow“-Box wurden per Internet von euren Fans mitgestaltet. Wie darf man sich das vorstellen?

 

Wir bekamen ein wahnsinnig starkes Feedback darauf, als wir unsere Musik ins Netz stellten. Die Leute fanden das ganz toll und es kam in den Mailinglisten die Diskussion auf, dass es noch keinen Titel von Alphaville gäbe, der mit dem Buchstaben Z beginnt. Daraufhin fingen die Leute an, Texte zu schreiben. Dabei war ein Text, den ich wahnsinnig gut fand. Ich habe mich sofort hingesetzt und eine Musik dazu gemacht. Der Song war innerhalb von 10 Stunden fertig und drei Tage später stand er im Netz. Das war echte Interaktion zwischen Fans und Band. Der Song heißt  Zoo und ist dann auch auf der Crazy Show gelandet. Das ist bei 2 oder 3 anderen Stücken auch so gewesen, z. B. bei Those wonderful Things, dass die Leute die Texte dafür geschrieben haben. Wir haben diese Texte dann benutzt. Natürlich haben wir die Rechte daran bei den Leuten gelassen. Das sind nach wie vor deren Texte.

 

 

 

> 7. Du hast sehr viel Fankontakt übers Internet. Wer sind eure Fans oder eure Zielgruppe? Sind das die Fans von früher oder versucht ihr auch die jetzige Generation anzusprechen?

 

Das ist ganz gemischt. Auf unsere Konzerte kommen Leute im Alter von 16 bis 40/50 Jahren. Als Musiker versuchst du natürlich, jeden zu erreichen. Aber ich glaube, ich war auf meinen Konzerten bisher immer der Älteste.

 

 

 

> 8. Du hast selbst 4 Kinder. Spielen sie auch Instrumente oder wollen sogar in deine Fußstapfen treten?

 

Sie sollen beruflich tun, was sie möchten. Wenn sie sich für etwas Künstlerisches entscheiden, z. B. Musiker oder Bildhauer zu werden, ist das völlig in Ordnung. Ich finde, dass man als Eltern die Aufgabe hat, die Anlagen der Kinder zu fördern und sich möglichst von eigenen Wunschvorstellungen zu entfernen. Das ist glaube ich immer ein schwieriger Prozess.

 

 

 

> 9. Wie ich gelesen habe, soll bald ein neues Album veröffentlich werden und ihr seid auf der Suche nach einer passenden Plattenfirma. Es ist ja manchmal schwierig,  einen Kompromiss zwischen Kunst und Kommerz zu finden. Wie viel Kunst würdest du opfern, um die Platte zu veröffentlichen?

 

Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wir haben eine Plattenfirma - es ist nicht so, dass wir eine suchen. Wir sind momentan in Verhandlung darüber, wann das Album kommen soll und wann die Arbeit dazu beginnen soll. Das Songmaterial ist da und  den Produktionsprozess überlege ich mir jetzt nicht. Es gibt einerseits die Studioarbeit, da arbeite ich nur für mich und versuche, die Musik so zu machen, wie ich sie mir vorstelle. Etwas anderes ist es, wenn ich auf der Bühne bin bzw. wenn wir für die Bühne proben, dann überlege ich mir schon, wie ich die Musik ans Publikum heranbringen kann. Deshalb ist es unheimlich wichtig für einen Musiker, beide Seiten zu kennen – die Live-Seite und die Studio-Seite. Vieles kann man dann bei der Studioproduktion anwenden. Du willst als Künstler einfach an die Leute rankommen. Und wenn du Glück hast, ist das eben auch kommerziell günstig.

 

 

 

> 10. Könntest Du dir vorstellen, auch ein neues Musikvideo zu machen?

 

Ja, sicher. Für eine Single-Veröffentlichung brauchst du einfach ein Video.

 

 

 

> 11. Was würdest Du rückblickend auf deine Karriere heute anders machen?

 

Ich würde heute Vieles anders machen. Es gibt eine Menge Dinge, die dann vielleicht besser gelaufen wären. Ich möchte da keine konkreten Beispiele nennen. Das klingt so, als ob meine Karriere ein Haufen von Irrtümern gewesen wäre. Das ist nicht der Fall. Aber ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen, sie würden nichts ändern. Das Leben ist nicht so. Wenn man ein bisschen älter ist, kann man so gewisse Erfahrungen eben auch günstig einsetzen. Das einzige,  was zählt im Leben, ist das was man tut, nicht das was man sagt.

 

 

 

> 12. Gibt es etwas, was du jungen Bands von heute raten würdest?

 

Junge Bands sollten an das glauben, was sie machen und sie sollten nie etwas machen, woran sie nicht glauben. Sie sollten sich nicht von anderen bequatschen lassen.

 

 

 

> Vielen Dank für das nette Gespräch, alles Gute für die Zukunft und viele Grüße an deine Kinder...

 


BERNHARD LLOYD (EX-KEYBOARDER BEI ALPHAVILLE)

 

> 1. Seit wann interessierst du dich für Musik?
 
Seit meinem 15. Lebensjahr.
 
 
 
> 2. Wann und wo hast du Frank und Marian kennen gelernt?
 
Marian habe ich in Berlin 1980 durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Frank war auf der gleichen Schule wie ich.
 
 
 
> 3. Was waren damals eure gemeinsamen Pläne?
 
Na das ist doch wohl klar geworden inzwischen, oder?
 
 
 
> 4. Wie schwer war es für euch, eine Plattenfirma zu finden und eure Songs "an den Mann zu bringen"?
 
Ziemlich leicht.
 
 
 
> 5. Wie war deine persönliche Reaktion, als du hörtest, dass "Big In Japan" auf Platz 1 der deutschen und vielen internationalen Charts stürmte?
 
Ich habe mich gefreut....auch wenn das jetzt etwas überraschend ist.
 
 
 
> 6. Hast du dein Leben komplett umstellen müssen wegen des plötzlichen Erfolges?
 
Das Leben hat sich von selbst umgestellt.
 
 
 
> 7. Wen schätzt du als großen Künstler in der Musikbranche?
 
Peter Gabriel fällt mir ein...aber es gibt sicher noch mehr.
 
 
 
> 8. Welches Jahrzehnt ist für dich das "musikalisch wertvollste"?
 
Die 80er sollte ich wohl jetzt sagen...weil ich sie kenne....aber ich denke die 60er waren noch viel wichtiger.
 
 
 
> 9. Was war dein schönstes Erlebnis bzw. deine schlimmste Erfahrung, die du mit Alphaville hattest?
 
Es wäre unfair einzelne Spieler herauszustellen, würde der Trainer jetzt sagen. Es gab sicher sehr schöne Tage und auch sehr schlechte...wie man so schön sagt: Es ist nicht alles Gold was glänzt...
 
 
 
> 10. Hast du heute einen festen Job oder widmest du dich seit den 80ern voll der Musik?
 
Ich habe ein eigenes Studio und betrachte mich als Musikproduzent.
 
 
 
> 11. Welche Verbindung hast du nach deinem Weggang bei Alphaville noch zu Marian und den anderen Bandmitgliedern?
 
Zu Frank habe ich keinen Kontakt, zu Ricky regelmäßig...wir sehen uns einmal im Jahr, mailen und telefonieren, Marian sehe ich öfter mal.
 
 
 
> 12. Wie kamst du zu dem Projekt AtlanticPopes?
 
Ziemlich lange Geschichte....
 
 
 
> 13. Könntest du dir eine Rückkehr zu Alphaville vorstellen?
 
Nein, nicht wirklich....was nicht heißen soll, daß ich mir eine sporadische Zusammenarbeit nicht doch vorstellen kann.
 
 

MARIAN GOLD (SÄNGER BEI ALPHAVILLE)

 

> 1. Wolltest du schon immer Sänger werden?

...das nicht, aber ich WAR schon immer einer. Das begann mit dem
Kirchenchor in Herford (da war ich 11 Jahre alt), nein eigentlich noch
früher: Ich erinnere mich, wie ich als 5-jähriger mit meiner ganzen
Familie in den Sommerferien an die Nordsee gefahren bin und wir die
ganze Fahrt über alte deutsche Volkslieder gesungen haben, die mein
Vater intonierte.



> 2. Woher nimmst du deine Inspiration / deine Ideen beim Songschreiben?

...das sind Eingebungen. Dafür kann ich nichts. Die kommen unverhofft,
Nachrichten im Fernsehen, Wort/Melodiefetzen, Assoziationen,
Werbeposter, die Liebe, die Lust, das Leid, einstürzende Wolkenkratzer.
Oder sie liegen so herum, ganz unschuldig und einfach zu übersehen.
Manchmal träume ich ein Lied, wache auf, setze mich schlaftrunken ans
Klavier und notiere das irgendwie. Am nächsten morgen finde ich ein
Tape und ein paar Kritzeleien auf einem Blatt Papier auf meinem Flügel
und wundere mich. Den Seinen gibts der Herr im Schlaf.



> 3. Gibt es ein Lieblingslied für dich, das du mit Alphaville geschrieben hast?

...da gibt es Viele. Natürlich in erster Linie die neuen Lieder, denn
die begeistern mich aktuell logischerweise am meisten. Von den alten
Songs gefällt mir zur Zeit "Summer In Berlin" sehr gut, auch
"Impossible Dream" und "MoonGirl", deswegen spielen wir die auch live.
Aber das gilt eigentlich für alle Sachen im Repertoire. Wir müssen da
keine Kompromisse eingehen. Ich liebe bis auf ganz wenige Ausnahmen
(und die ändern sich ständig) alles in unserer Musik.

 

> 4. Hättest du vor 20 Jahren gedacht einmal so lange Musik zu machen?

...niemals. Wer würde an sowas glauben? Normal ist, daß eine Band nach
spätestens drei Jahren auf von der Bildfläche verschwindet. Aber
Alphaville war schon immer was Aussergewöhnliches.

 

> 5. Was war der Grund, warum ihr erst 1993 euer erstes Live-Konzert gegeben habt?

...wir hatten keine Lust, aufzutreten. Alphaville war ursprünglich als
reines Studioprojekt geplant und so haben wir das auch jahrelang
durchgezogen. Irgendwann packte mich dann aber doch das Bühnenfieber.

 

> 6. a-ha, Depeche Mode und diverse andere Künstler der 80er Jahre haben es geschafft auch heute noch in den Charts notiert zu werden. Warum schaffen Alphaville nicht ein Comeback in die Charts bzw. Top Ten?

...na ja, ich würd mal sagen, das liegt daran, daß unsere Musik  zur
Zeit ein großes Publikum nicht erreicht. Ich würd mir das natürlich
schon wünschen, daß die Leute uns unsere Werke aus den Händen reissen,
aber nur unter der Voraussetzung, daß der Spirit von Alphaville dabei
erhalten bleibt. Sonst würde die Musik für mich langweilig werden. Dann
wär es an der Zeit aufzuhören. Aber Leute, die aufhören, an das zu
glauben, was sie machen, bloß weil es sich eine Weile nicht so gut
verkauft, was sind das für Künstler??? Für mich sind das Waschlappen.


> Ich danke dir für die Gelegenheit ein Interview mit dir zu führen.

War mir ein Vergnügen
Marian

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